Flüssige Herausforderungen

Mehr als hundert chemische Produkte für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche stehen den Kunden der Schweitzer-Chemie zur Verfügung. Wir arbeiten ständig daran, das Portfolio auf dem neusten Stand zu halten. Denn die Welt der Chemie und Technik dreht sich weiter. Darum überprüfen wir unsere Rezepturen regelmäßig und passen sie gegebenenfalls an strengere Vorschriften, veränderte Anlagen-parameter oder Wasserqualitäten an. Immer wieder ist auch die Entwicklung komplett neuer Produkte erforderlich.

Nur sichere Rohstoffe kommen zum Einsatz

Maßgeblich für uns ist unter anderem die REACH-Verordnung. Eines ihrer Ziele ist es, die Verwendung besorgniserregender Stoffe zu regulieren. Zunehmend mehr Stoffe werden als „Substance of very high concern“ (SVHC-Stoffe) auf die sogenannte Kandidatenliste gesetzt und überprüft. Nach einer Übergangs-zeit dürfen diese Stoffe nur noch mit einer Zulassung oder gar nicht mehr verwendet werden. Auch Rohstoffe, die laut Liste vorläufig noch erlaubt sind, kommen in Produkten der Schweitzer-Chemie nicht mehr zum Einsatz. So sind wir und unsere Kunden optimal auf künftige Verbote vorbereitet. Der Aufwand ist jedoch beträchtlich: Die Liste wird halbjährlich aktualisiert – und immer länger. Hinzu kommt, dass einzelne Rohstoffe, etwa aus wirtschaftlichen Gründen, plötzlich vom Markt verschwinden. Der Suche nach sicheren Alternativen und dem Management unseres Rohstoffproduktportfolios kommt demnach ein enorm wichtiger Stellenwert zu. Es ist nur eine der vielen Herausforderungen, dass Performance und Spezifikationen des ursprünglichen Produkts auch nach dem Austausch eines Rohstoffs erhalten bleiben müssen.

Der lange Weg zum fertigen Produkt

Ob Substitution oder Neuentwicklung: Der Weg zum fertigen Produkt ist lang, aufwendig und erfordert sehr viel Erfahrung. Er beginnt mit einfachen Formulierungsversuchen im Becherglas. Aus weit über hundert Rohstoffen wählt unsere Chemikerin Julia Stauffer-Nafzger je nach gewünschter Funktion des Zielprodukts verschiedene Kombinationen in unterschiedlichen Konzentrationen aus. Sogar die Reihenfolge, in der die Stoffe zugegeben werden, spielt eine entscheidende Rolle. Bereits in der ersten Stufe sind mehrere Test-phasen in unserem hauseigenen Labor notwendig. Versuchslösungen müssen oft über mehrere Monate hinweg beobachtet werden, um auszuschließen, dass der Faktor Zeit zu Unverträglichkeits-reaktionen führt. Mit der vorläufigen Muster-Rezeptur gehen die Versuchsreihen weiter. Die Wirksamkeit des Korrosions-schutzes für relevante und Metalllegierungen wird festgestellt. Künftig führen wir zudem Härtestabili-sierungstests unter realistischen Bedingungen in unseren eigenen Versuchsanlagen durch. Weiter ist die Kompatibilität mit anderen Produkten zur Wasserbehandlung zu überprüfen. Dazu gehören Biozide, die wesentlich für die allermeisten wasserführenden Systeme sind, um die Bildung von Biofilmen zu verhindern und die mikrobiologische Vermehrung zu minimieren. Nicht zuletzt müssen abwasserrelevante Parameter, wie beispielsweise Phosphorgehalt und CSB-Wert (Chemischer Sauerstoffbedarf), selbstver-ständlich im gesetzlich vorgeschriebenen Bereich bleiben. Auch hier werden die Regeln immer enger gefasst.

Vorschriften bis zum letzten Schritt

In jedem der beschriebenen Versuchsstadien kann es passieren, dass das gewünschte Ergebnis nicht erreicht wird. Dann muss die Rezeptur verändert werden und die Tests beginnen wieder von vorne. Hat alles geklappt, ist das Produkt reif für die Vermarktung. Hier sind die unterschied-lichsten Vorschriften einzuhalten. Bei Bioziden für Verdunstungskühlanlagen ist beispielsweise zusätzlich ein Legionellen-wirksamkeitsnachweis nach DIN EN 13623 zu erbringen. Unser Produkt zur Wasserbehandlung in Sprinkler-anlagen braucht wiederum die Anerkennung durch die VdS Schadenverhütung GmbH. Erst wenn jedes Detail „sitzt“ und die Anwendungssicherheit garantiert ist, geht die fertige Rezeptur in die Herstellung und kann von unseren Kunden inklusive Dokumentation und Dosierungsanleitung bestellt werden.