Februar 2023

Anwendungen

Aktualisierte Richtlinienreihe VDI 6023: Schutz für unser Lebensmittel Nummer 1

Guido Hilden ist Experte mit umfassendem Know-how, über 25 Jahren Erfahrung und viel Herzblut, wenn es um Hygiene geht. Er hat in drei von vier Richtlinienausschüssen für die aktualisierte Richtlinienreihe VDI 6023 mitgewirkt und ist Referent der entsprechenden Schulungen. Im Interview gibt er Auskunft aus erster Hand über die Bedeutung und Vorteile des Regelwerks.

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Herr Hilden, das Trinkwasser, das die Versorger ins Haus liefern, ist mikrobiologisch einwandfrei, heißt es doch immer?

„Das stimmt schon. Aber Trinkwasser ist eben nicht steril, sondern kann in geringen Konzentrationen keimbelastet sein und damit gesundheitsgefährdend werden. Bis es aus dem Hahn kommt, muss es die Leitungen einer technischen Installation im Gebäude durchlaufen, für behagliches Duschwasser muss es erwärmt werden, in Klimaanlagen oder Verdunstungskühlanlagen wird es verdunstet, und bei all dem kann ziemlich viel schiefgehen. Hauptrisiko dabei sind Legionellen. Deshalb liegt es in der Verantwortung des Betreibers, höchste Hygienestandards in jedem Detail zu sichern.“

Und dabei hilft das Update der Richtlinienreihe VDI 6023?

„Richtig. Gerade für die Wasserhygiene sind die gesetzlichen Vorgaben und technischen Regeln immer umfangreicher und komplexer geworden, und es wurde zusehends schwerer, hier den Überblick zu wahren. Das aktualisierte VDI-Regelwerk 6023 fasst alle hygienetechnischen Regeln rund um Trinkwasser-Installationen in einem Kompendium zusammen, ergänzt um Qualifizierungsrichtlinien für das Personal, das damit arbeitet. Das macht die Regelungen übersichtlicher, verfügbar und einfacher zu managen für alle, die mit der Planung, der Errichtung und dem Betrieb von Trinkwasser-Anlagen zu tun haben.“

Welchen Stellenwert haben die VDI-Richtlinien?

„VDI-Regeln setzen in konkrete Maßnahmenempfehlungen um, was der Gesetzgeber in Gesetzen und Verordnungen fordert. Sie gelten in Deutschland als anerkannte Regeln für einwandfreies technisches Vorgehen. Das heißt, wer sich nachweislich daran hält, erfüllt seine Pflichten im Rahmen der Betreiberverantwortung, um den bestimmungsgemäßen Betrieb einer Anlage zu sichern. Wenn ich zum Beispiel in einem Hotel übernachte, erwarte ich, dass dort alles dafür getan wurde, dass ich gefahrlos duschen kann. Die Grundlagen dafür sind in der VDI 6023 zusammengefasst.“

Der Betreiber ist damit also auf der sicheren Seite?

„Die Betreiberrisiken werden auf jeden Fall minimiert. Oberstes Ziel ist der Gesundheitsschutz, aber das Regelwerk hilft auch, teure Störungen oder Ausfälle einer Anlage zu vermeiden. Und es geht natürlich auch um Haftungsfragen. Falls es doch einmal Probleme gibt, muss der Betreiber keine rechtlichen Sanktionen fürchten, wenn er belegen kann, dass er nach anerkanntem Stand der Technik alles richtig gemacht hat.“

Was heißt das für die Personalqualifizierung?

„Die ist ganz besonders wichtig. Die Mitarbeiter sind das A und O für die Wasserhygiene. Deshalb wurden in der VDI 6023 detaillierte Fahrpläne für Schulungen und Unterweisungen ergänzt, abgestuft nach Einsatzbereichen und fachlicher Vorbildung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Neu hinzu kam eine Schulungskategorie speziell für den Bereich Facility Management, in dem Mitarbeiter mit unterschiedlichen Voraussetzungen eingesetzt werden. Da muss beispielsweise ein gelernter Elektriker oder Schreiner auch die Wassertechnik betreuen und wissen, worauf es beim hygienebewussten Arbeiten ankommt.“

Die Hygiene-Qualifizierungen kann man auch bei der Schweitzer-Chemie erwerben?

„Unser Schulungsbereich ist ein wichtiger Bestandteil des Leistungsportfolios bei der Schweitzer-Chemie. Wir sind hier bundesweit aktiv und inhaltlich wie auch personell mit erfahrenen Referentinnen und Referenten sehr breit aufgestellt. Als VDI-Schulungspartner für den sicheren, hygienegerechten Betrieb von wasserführenden Systemen und Anlagen bieten wir auch Seminare für die Qualifizierungen nach VDI 6023 an, für die wir auch schon viele Voranmeldungen haben. Und unsere eigenen Mitarbeiter schulen wir natürlich auch.“

Eine letzte Frage: Ihre Mitarbeit an der VDIRichtlinie ist ehrenamtlich – was treibt Sie dabei an?

„In den letzten Monaten habe ich praktisch jede freie Minute mit der VDI 6023 verbracht, aber es hat sich gelohnt, finde ich. Wir haben im Richtlinienausschuss gemeinsam viel erreicht und ein gutes, sinnvolles Instrument auf den Weg gebracht, das hilft, die Trinkwassersicherheit zu verbessern und Gesundheitsrisiken zu senken. Das ist ein gutes Gefühl.“

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